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Pflanzen richtig pikieren

Larissa Köberlein | Durée de lecture: 5 minutes | 6 sept. 2022

Wer Pflanzen auf der Fensterbank oder im Frühbeet vorzieht, muss sie nach dem Aufgehen bald pikieren. Woran erkennt man den richtigen Zeitpunkt und was ist beim Pikieren zu beachten? Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt.

Pflanzen pikieren

Was heißt Pikieren?

Im Französischen steht das Wort "piquer" für das Stechen mit einem Spieß. Daraus wurde der deutsche Begriff "Pikieren" abgeleitet. Zunächst wurde das Wort hauptsächlich im militärischen Bereich verwendet. Heute kennt man "Pikieren" als Begriff aus dem Gartenbau. Pikieren bedeutet, kleine Pflanzen mit Hilfe eines Stäbchens aus dem Boden herauszustechen und an einen anderen Ort umzusetzen.

Seit Generationen ziehen Hobbygärtner und Selbstversorger Gemüse und Zierpflanzen schon vor Beginn der Gartensaison in der Wohnung vor. Anzuchtschalen und -töpfchen besetzen bereits ab Februar und März alle freien Plätze in der Fensterbank. Das Ziel ist, sobald das Wetter es zulässt, kräftige Pflanzen ins Freiland pflanzen zu können. In der kargen Anzuchterde gehen die Samen schnell auf. Dicht an dicht drängen sich die kleinen Pflänzchen. Ohne Ihr Eingreifen würden die Keimlinge aufgrund des fehlenden Platzes verkümmern und viele würden eingehen. Daher heißt es nun: Pikieren!

Warum wird pikiert?

Das Pikieren schafft die Grundlage für die ausreichende Versorgung der Jungpflanzen mit

  • Platz

  • Licht

  • Wasser

  • Nährstoffen

Würden Sie diese Maßnahme nicht durchführen, würde eine Konkurrenz um Nährstoffe und Feuchtigkeit entstehen. Die kleinen Pflänzchen müssten schnell in die Höhe wachsen, um ausreichend Licht zu erhalten. Sie würden lang und dünn werden. Einige würden bei diesem Konkurrenzkampf auf der Strecke bleiben. Wer alle Keimlinge nutzen und stabile, kräftige Pflanzen erhalten will, kommt um das Pikieren bei einigen Sorten nicht herum.

Tipp:

Säen Sie die Gemüse- und Blumensamen möglichst dünn in die Anzuchtschalen. Umso leichter fällt später das Pikieren der aufgegangenen Saat.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Pikieren?

Wenn sich dann die ersten Laubblätter zeigen, ist die Pflanze so weit entwickelt, dass Sie mit dem Pikieren beginnen können. Grundsätzlich raten wir, früh zu pikieren, um den kleinen Pflanzen die besten Bedingungen zu verschaffen.

Welche Materialien werden zum Pikieren benötigt?

Sie brauchen:

  • Pikierstäbchen

  • Anzuchtschalen oder -töpfe

  • Anzuchterde

  • Sprühflasche

  • Gießkanne

Pikierstäbchen

Pikierstäbchen oder Pikiergabeln können Sie im Gartenfachhandel erwerben. Wer die Kosten sparen will, kann je nach Größe der Pflanzen einen Spatel aus Holz oder Plastik oder ein Schaschlik-Stäbchen benutzen. Selbst ein schmaler Löffelstiel erfüllt die Ansprüche.

Anzuchterde

Auch nach dem Pikieren werden die jungen Pflänzchen in Anzuchterde gepflanzt. Diese ist locker und im Vergleich zu gewöhnlicher Pflanzerde sehr nährstoffarm. Diese Qualität verhindert zu schnelles Wachstum und fördert die Entwicklung kräftiger Pflanzen mit stabilen Wurzeln, die später gut für Wind und Wetter im Freiland gewappnet sind. Anzuchterde ist weitgehend keimfrei, sodass die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern oder Schädlingen gering ist. Handelsübliche Anzuchterde besteht aus zwei Dritteln Torf und einem Drittel Sand. Wer möchte, kann die Anzuchterde aus Gartenerde, Sand und etwas Kompost auch selbst herstellen. Erhitzen Sie die Mischung auf einem Backblech im Backofen für 50 Minuten auf 120 Grad Celsius.

Welche Gefäße eignen sich zum Pikieren?

Grundsätzlich können Sie zum Vorziehen und zum Pikieren fast jedes flache Gefäß verwenden. Ausgezeichnet geeignet für die pikierten Pflanzen sind Anzuchttöpfchen aus Zellulosegemisch. Die Pflanzen haben darin ausreichend Platz und müssen vor dem Auspflanzen ins Freiland nicht herausgenommen werden. Die Wurzeln wachsen ganz einfach durch die Topfwände hindurch in das Erdreich hinein. Das ist ein großer Vorteil, denn vor allem beim Herausnehmen und Umpflanzen werden die empfindlichen Wurzeln oft dauerhaft beschädigt. Die Torftöpfchen verrotten in der Erde.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Pikieren

  • Befeuchten Sie das Substrat in der bepflanzten Schale mit der Sprühflasche, um das Herausnehmen der Pflänzchen zu erleichtern.

  • Füllen Sie Schalen oder Töpfchen mit Anzuchterde.

  • Nehmen Sie das Pikierstäbchen zur Hand. Stechen Sie vorsichtig neben den Jungpflanzen ein und hebeln Sie eine kleine Anzahl Pflanzen behutsam heraus. Achten Sie darauf, möglichst alle Wurzeln zu fassen.

  • Trennen Sie die Pflänzchen. Sortieren Sie kümmerliche Exemplare aus.

Pflanzen pikieren
  • Graben Sie in dem neuen Gefäß für jede Pflanze ein kleines Loch. Setzen Sie die Pflänzchen vorsichtig ein. Der Wurzelansatz sollte direkt unter der Erde liegen. Achten Sie darauf, dass die Wurzeln möglichst senkrecht verlaufen. Umgebogene Wurzeln führen zu Wachstumsproblemen. Die Unterseiten der Keimblätter sollten mit dem Substrat abschließen.


    Hinweis:

    Sie können die Jungpflanzen auch erst einmal auslösen und danach umpflanzen. Da die zarten Wurzeln jedoch schnell austrocknen, empfehlen wir, die Pflanzen nacheinander umzusetzen.

Pflanzen pikieren
  • Halten Sie je nach Art und Größe der Jungpflanzen einen Abstand von drei bis fünf Zentimetern zur Nachbarpflanze ein.

  • Gießen Sie die umgesetzten Pflanzen mit einer Gießkanne mit aufgesetzter Brause an oder nehmen Sie die Sprühflasche zu Hilfe.

  • Stellen Sie die Schalen an einen warmen Ort. Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad sind für Blumen und Gemüsepflanzen optimal. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung.

Pflanzen pikieren

Welche Pflanzen müssen pikiert werden?

Nicht alle Pflanzen müssen pikiert werden, denn einige können direkt ins Beet gesät werden. Dazu gehören zum Beispiel Salat, Kohl, Kohlrabi und Spinat. Sorten mit großen Samenkörnern wie Kürbis, Gurke oder Zucchini werden gleich im erforderlichen Abstand ausgelegt oder einzeln in Torftöpfchen gepflanzt. Dann entfällt das Pikieren ebenso. Pikiert werden müssen Paprika und Tomaten.

Bei den Zierpflanzen kommt es auf den Wert des Saatgutes an. Wildblumenmischungen oder Ringelblumen werden direkt ins Beet gestreut. Ein Großteil wächst ohne Ihr Zutun zu robusten Pflanzen heran. Große Samen wie von Sonnenblumen werden einzeln in mehreren Zentimetern Abstand vorgezogen. Wenn Sie jedoch besonders wertvolle Blumensamen haben, und möglichst aus jedem Korn eine Pflanze gewinnen wollen, lohnt sich der Aufwand für das Pikieren. Nelken, Löwenmäulchen oder Stiefmütterchen haben sehr feine Samen und müssen pikiert werden.

Vor dem Auspflanzen langsam abhärten!

Bevor die Pflanzen nach den Eisheiligen ins Freiland umziehen dürfen, sollten sie langsam abgehärtet werden. Beobachten Sie die Entwicklung der Jungpflanzen und gießen Sie regelmäßig. Stellen Sie die Töpfe an warmen Tagen zunächst für eine kurze Zeit hinaus. Erhöhen Sie die Zeit an der frischen Luft bei milden Frühlingstemperaturen nach und nach. Nehmen Sie sie spätestens am Abend wieder ins Haus, denn auch geringer Frost kann ihnen schaden. Nach den Eisheiligen beginnt dann die Gartensaison. Jetzt können die vorgezogenen, gut entwickelten Pflanzen ins Beet umziehen.

Fazit

Etwas aufwendig ist das Vorziehen und Pikieren von Gemüse und Zierpflanzen schon. Doch der Aufwand lohnt sich! Es macht viel Spaß, in den tristen Wintermonaten das kommende Gartenjahr zu planen, mit der Familie das Saatgut auszuwählen und eigene Pflanzen heranwachsen zu sehen. Während andere Hobbygärtner im Mai noch in Gärtnereien und auf Märkten nach geeigneten Pflanzen suchen müssen, können Sie bereits mit dem Bepflanzen Ihrer Beete beginnen und sich auf eine gute Ernte freuen.

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